4-Tage-Woche

Die klassische 40-Stunden-Woche könnte bald zum Auslaufmodell werden. Denn eine Studie belegt: Viel produktiver geht’s in Unternehmen innerhalb einer 4-Tage-Woche zu. Eines ist dabei ganz sicher: Arbeitgeber, die in ihren Stellenanzeigen vermerken, dass bei ihnen das 4-Tage-Modell angesagt ist, haben bei Bewerber*innen definitiv einen Stein im Brett.

Artikel vom 25. April 2023

None

4-Tage-Woche: Diese Modelle gibt es 

Das Thema Work-Life-Balance genießt bei Arbeitnehmer*innen eine zunehmend hohe Bedeutung. Insbesondere für junge Beschäftigte der Generation Z ist es wichtig, noch genug Privatleben neben dem Job zu haben. Umso verlockender ist für sie die Vorstellung, nicht mehr 5 Tage am Stück zu arbeiten, sondern nur noch 4. Tatsächlich wird das Modell der 4-Tage-Woche schon länger diskutiert.  

Die Idee: Eine Vollzeitarbeitskraft arbeitet die ihr vorgegebenen 40 Stunden nicht in 5, sondern in 4 Tagen ab, sie arbeitet dann also 10 Stunden pro Tag. 4-Tage-Woche kann aber auch heißen, dass an 4 Tagen in der Woche die klassische Arbeitszeit von 8 Stunden anfällt und Tag Nummer 5 ersatzlos gestrichen wird. Bedeutet: Mitarbeiter*innen haben dann nur noch eine Regelarbeitszeit von 32 Wochenstunden – bei vollem Lohnausgleich.  

Studie belegt Vorteile der 4-Tage-Woche 

Egal, wie ein Arbeitgeber das 4-Tage-Modell für sich auslegt: Eine Studie aus Großbritannien kommt nun zu dem Schluss, dass das Prinzip viele Vorteile mit sich bringen könnte. Dafür haben 61 Unternehmen für ein halbes Jahr die neue Art zu arbeiten getestet.  

Die Ergebnisse sind beeindruckend:  

  • Mitarbeiter*innen wurden seltener krank. 

  • Die Produktivität stieg. 

  • Die Loyalität stieg. 

  • All das hatte positive Auswirkungen auf den Umsatz. 

Die Studienergebnisse im Überblick 

In konkreten Zahlen bedeutet das: „71 Prozent der rund 2.900 Mitarbeiter*innen in den an dem Test beteiligten Unternehmen berichten von geringeren Burn-out-Symptomen. 39 Prozent meinen, dass sie nach der sechsmonatigen Testphase weniger gestresst seien als zu Beginn“, berichtet das Online-Magazin T3N.  

„Darüber hinaus gab es in den Firmen eine um 65 Prozent geringere Zahl an Krankheitstagen sowie eine um 57 Prozent gesunkene Zahl an Mitarbeiter*innen, die ihr jeweiliges Unternehmen verlassen haben.“ Im Schnitt stieg der Gesamtumsatz der Unternehmen in dem Testzeitraum um 1,4 Prozent.9- Die Vorteile der 4-Tage-Woche sind so signifikant, dass die meisten Arbeitgeber, die an der Studie beteiligt waren, die 4-Tage-Woche daher erstmal weiterführen wollen.

Wie lassen sich diese positiven Effekte der 4-Tage-Woche zu erklären?  

Ein Grund für die genannten Effekte ist zum Beispiel in der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu suchen. Wer nicht an 5, sondern nur an 4 Tagen in der Woche arbeitet, braucht zum Beispiel weniger Betreuung für den eigenen Nachwuchs. In Zeiten, in denen Kitaplätze rar sind, nimmt das vielen Arbeitnehmer*innen viel Druck von den Schultern und entlastet sie. Das danken sie ihrem Arbeitgeber mit einem gesteigerten Engagement.  

Auch das soziale Leben profitiert, wenn an weniger Tagen in der Woche gearbeitet wird. Arbeitnehmer*innen haben mehr Zeit für Sport, Hobbies, Freunde und Familie. Aus Dankbarkeit sind sie an den Tagen, an denen sie arbeiten deutlich motivierter und auch leistungsfähiger und schaffen in kürzerer Zeit deutlich mehr.  

Das liegt auch daran, dass viele Arbeitnehmer*innen versuchen, deutlich effizienter zu arbeiten, wenn ihnen für die gleiche Menge an Aufgaben weniger Zeit zur Verfügung steht. Dazu werden zeitraubende Meetings kürzer gefasst oder komplett gestrichen, Leerlaufzeiten aktiv genutzt und Aufgaben in Kategorien wie „wichtig“, „unwichtig“ oder „unnötig“ unterteilt. Die, die in die dritte Kategorie fallen, werden eliminiert. Ein weiterer wichtiger Faktor: Die Unternehmen, die die 4-Tage-Woche testeten, investierten in neue Technologien, mit denen sich Aufgaben automatisieren lassen. Auch das erhöhte die Produktivität der Arbeitnehmer*innen.  

 

Das könnte Sie auch interessieren:

 

4-Tage-Woche lockt Bewerber*innen an 

Nicht nur aus der Perspektive der Arbeitnehmer*innen, auch aus der der Führungskräfte war die 4-Tage-Woche ein voller Erfolg. Dieser wirkte sich sogar positiv auf die Suche nach neuen Mitarbeiter*innen aus. Wer das Arbeitsmodell in seinen Stellenanzeigen anpries, stellte schnell fest, dass ihm die Bewerbungen nur so zuflogen. Offensichtlich ist es für viele Talente ein entscheidender Benefit, nicht an 5 Tagen in der Woche arbeiten zu müssen.  

Kommt die 4-Tage-Woche vielleicht bald auch in Deutschland? Laut einer Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL und ntv durchführte, würden sich 71 Prozent der Befragten jedenfalls das Modell auch für Deutschland wünschen. Ob hierzulande die Einführung der 4-Tage-Woche allerdings realistisch ist, bleibt abzuwarten.  

Noch gibt es nur wenige Arbeitgeber, die diesen Weg eingeschlagen haben. Das liegt auch daran, dass Unternehmen erst einmal abwarten wollen, ob es sich bei all den Vorteilen, die mit der 4-Tage-Woche in Verbindung gebracht werden, um einen kurzfristigen oder einen langfristigen Effekt handelt. Stellt sich heraus, dass das Modell auf lange Sicht hält, was es verspricht, dürfte so manches Unternehmen den Schritt in ein neues Arbeitszeitmodell wagen. Wünschenswert wäre es.