Deutsche Bahn Streik - Der Dauerbrenner im Tarifkonflikt

Die Deutsche Bahn wird von zwei Gewerkschaften vertreten - der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Die EVG ist die größere der beiden Gewerkschaften und vertritt die Interessen eines Großteils der Belegschaft, von Zugbegleitern über Lokführer bis hin zur Verwaltung. Die GDL ist kleiner und konzentriert sich vor allem auf die Belange der Lokführer und einiger anderer Berufsgruppen.

Artikel vom 23. Januar 2024

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Die EVG und GDL streiken für mehr Einfluss 

Die Deutsche Bahn wird von zwei Gewerkschaften vertreten - der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Die EVG ist die größere der beiden Gewerkschaften und vertritt die Interessen eines Großteils der Belegschaft, von Zugbegleitern über Lokführer bis hin zur Verwaltung. Die GDL ist kleiner und konzentriert sich vor allem auf die Belange der Lokführer und einiger anderer Berufsgruppen.  

Beide Gewerkschaften nutzen Streiks auch als Machtdemonstration und zur Mitgliederwerbung. Die GDL versucht ihren Einfluss auszuweiten und mehr Mitspracherecht bei Tarifverhandlungen zu erlangen, auch für Berufsgruppen, die sie nicht vertritt. Die EVG hingegen kämpft in erster Linie für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne für ihre breitere Basis an Mitgliedern aus verschiedenen Bereichen der Bahn. 

Die Konkurrenz und der Machtkampf zwischen EVG und GDL führen immer wieder zu Streiks bei der Bahn, die den Zugverkehr massiv beeinträchtigen. Die Fahrgäste sind die Leidtragenden dieses Tarifkonflikts. 

Die GDL will breitere Mitbestimmung 

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) vertritt primär die Interessen spezieller Berufsgruppen wie Lokführer und Zugbegleiter. Sie fordert schon seit längerer Zeit mehr Mitspracherecht bei den Tarifverhandlungen für alle Eisenbahner der Deutschen Bahn.  

Bislang werden die Tarifverträge für den Großteil der Eisenbahner-Berufe von der größeren Gewerkschaft EVG ausgehandelt. Die GDL möchte aber ebenfalls am Verhandlungstisch sitzen, wenn es um Themen geht, die alle Mitarbeiter betreffen. Sie argumentiert, dass sie dadurch die Interessen der von ihr vertretenen Beschäftigten besser durchsetzen kann. 

Die Deutsche Bahn lehnt diese Forderung nach mehr Mitbestimmung bei den Tarifverträgen für alle Berufsgruppen ab. Sie will die Zuständigkeiten zwischen GDL und EVG klar getrennt halten. Nach Ansicht der Bahn würde eine breitere Mitsprache der GDL die Tarifautonomie gefährden und die Verhandlungen erschweren. 

Dieser Konflikt um die Mitbestimmung ist eine der Hauptursachen für die wiederholten Streiks der GDL in den letzten Jahren. Die Gewerkschaft setzt dabei gezielt auf Arbeitsniederlegungen von Lokführern, um ihre Forderungen durchzusetzen und den Druck auf die Bahn zu erhöhen. Ohne Kompromisse in dieser Frage sind wohl auch zukünftig weitere GDL-Streiks zu erwarten. 

Die EVG kämpft für bessere Arbeitsbedingungen 

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ist mit rund 200.000 Mitgliedern die größere der beiden Gewerkschaften bei der Deutschen Bahn. Sie vertritt die Interessen einer breiten Belegschaft, von einfachen Arbeitern über Zugbegleiter bis hin zu Mitarbeitern in der Verwaltung.  

Bei den regelmäßig stattfindenden Tarifverhandlungen fordert die EVG in der Regel höhere Löhne und Gehälter für alle Beschäftigtengruppen sowie bessere Arbeitsbedingungen. Dazu zählen unter anderem mehr Urlaubstage und bessere Arbeitszeitmodelle. Auch Zulagen und Sonderzahlungen stehen häufig auf der Forderungsliste der Gewerkschaft. 

Kommt es bei den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn nicht zu einer Einigung, ruft die EVG regelmäßig ihre Mitglieder zum Streik auf. Diese Arbeitskampfmaßnahmen legen oft den kompletten Zugverkehr der Deutschen Bahn über Tage lahm. Sowohl der Fern- als auch der Nah- und Güterverkehr sind massiv von den Streiks betroffen. Für die Fahrgäste bedeutet dies Zugausfälle, Verspätungen und überfüllte Ersatzzüge. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft geht mit ihren Streiks an die Grenzen des gesetzlich Zulässigen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. 

Die Deutsche Bahn ist zwischen den Fronten 

Die Deutsche Bahn befindet sich in einer schwierigen Lage, da sie Kompromisse mit zwei konkurrierenden Gewerkschaften finden muss. Einerseits vertritt die EVG einen Großteil der Belegschaft und macht weitreichende Forderungen nach Lohnerhöhungen und besseren Arbeitsbedingungen. Andererseits will die GDL mehr Mitbestimmung bei Tarifverhandlungen erreichen und tritt besonders für spezifische Berufsgruppen wie Lokführer und Zugbegleiter ein.   

Die Bahn kann die Forderungen beider Seiten jedoch nicht vollständig erfüllen, ohne ihre Wirtschaftlichkeit zu gefährden. Hohe Lohnkosten und zusätzliche Belastungen sind auf Dauer nur schwer zu verkraften. Auch weitreichende Mitbestimmung für die GDL wird von der Bahn abgelehnt, da dies die Verhandlungsposition der EVG schwächen würde. 

Indem die Gewerkschaften mit Streiks drohen und diese auch regelmäßig durchführen, gerät die Deutsche Bahn weiter unter Druck. Jeder Streiktag verursacht Umsatzeinbußen in Millionenhöhe und schadet der Reputation der Bahn. Langfristig könnten die wirtschaftlichen Folgen der Arbeitskämpfe die dringend nötigen Investitionen in Infrastruktur und Fahrzeugpark gefährden.  

Die Deutsche Bahn steckt im Dilemma zwischen den streikbereiten Gewerkschaften und der eigenen wirtschaftlichen Verantwortung. Ohne Kompromisse auf beiden Seiten bleibt diese Zwangslage bestehen und Reisende wie auch die Bahn selbst werden weiterhin Leidtragende der Auseinandersetzungen sein. 

Fahrgäste sind die Leidtragenden 

Die größten Leidtragenden bei den ständigen Streiks sind die Fahrgäste der Deutschen Bahn. Wenn Lokführer und Zugbegleiter die Arbeit niederlegen, hat das direkte Auswirkungen auf den Bahnbetrieb. Es kommt zu zahlreichen Zugausfällen und Verspätungen, so dass viele Reisende ihr Ziel nicht rechtzeitig erreichen.  

Die Passagiere haben dabei keinerlei Einfluss auf die Tarifverhandlungen zwischen der Bahn und den Gewerkschaften. Sie können nur die Folgen der Arbeitsniederlegungen ertragen, ohne selbst mitentscheiden zu können. Häufig müssen sie auf andere Verkehrsmittel umsteigen oder ihre Reisepläne komplett ändern. 

Die Entschädigungen, die die Bahn im Fall von Verspätungen oder Ausfällen zahlt, gleichen die Unannehmlichkeiten für die Reisenden dabei kaum aus. Oft stehen die betroffenen Fahrgäste vor großen Problemen, wenn sie wegen eines Streiks einen wichtigen Termin oder Anschlusszug verpassen. Die finanziellen Entschädigungen sind dann nur ein schwacher Trost. 

Insgesamt sind die Kunden der Deutschen Bahn die Leidtragenden, die unter den Tarifkonflikten am meisten zu leiden haben. Sie haben die Streikfolgen zu tragen, ohne selbst etwas bewirken zu können. 

Häufigkeit der Streiks nimmt zu 

Die Anzahl der Streiks bei der Deutschen Bahn nimmt in den letzten Jahren kontinuierlich zu. Während in früheren Jahren nur vereinzelte Warnstreiks stattfanden, kommt es heute nahezu jährlich zu größeren Arbeitskampfmaßnahmen.  

Der Konflikt zwischen der EVG und GDL hat sich in den letzten Jahren zunehmend verschärft. Beide Gewerkschaften buhlen um Mitglieder und versuchen, ihren Einfluss auszubauen. Da die Bahn nicht alle Forderungen erfüllen kann, reagieren die Gewerkschaften mit Streikdrohungen und Ausständen. Auch kleinere Berufsgruppen wie die Lokführer streiken gezielt, um ihre Interessen durchzusetzen. Jeder Streiktag kostet die Bahn Millionen und führt zu Chaos

Für die Fahrgäste bedeutet dies, dass Ausfälle, Verspätungen und überfüllte Züge immer häufiger werden. Der Arbeitskampf bei der Bahn wird also weiter eskalieren, solange keine Lösung im Tarifkonflikt gefunden wird. Die Fronten zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeber sind verhärtet. Eine Entspannung der Situation ist aktuell nicht in Sicht. 

Bahnreform soll Streiks eindämmen 

Die häufigen Streiks bei der Deutschen Bahn sorgen auch in der Politik für Diskussionen. Könnte eine Reform des Bahn-Tarifrechts die Zahl der Ausstände reduzieren? Verschiedene Vorschläge liegen auf dem Tisch.   

Ein Ansatz ist es, die Streikmöglichkeiten im Zugverkehr stärker einzuschränken, um die Reisenden zu schützen. Dies könnte durch längere Ankündigungsfristen oder Notdienstregelungen erreicht werden. Allerdings ist dies ein Eingriff in das Streikrecht der Gewerkschaften. Ob solche Maßnahmen rechtlich durchsetzbar wären, ist fraglich. 

Eine weitreichendere Reform wäre, die Deutsche Bahn teilweise zu privatisieren. Bei einer Aktiengesellschaft könnten die Gewerkschaften nicht mehr streiken, da Tarifverträge dann über den normalen Arbeitskampf ausgehandelt würden. Dies würde die Macht der EVG und GDL begrenzen. Allerdings gibt es politischen Widerstand, da die Bahn in Staatshand als klimafreundliche Alternative zum Auto gesehen wird.   

Ob eine Bahnreform die Zahl der Streiks tatsächlich reduzieren kann, ist unter Experten umstritten. Gewerkschaften könnten auch bei neuen Regeln ihren Einfluss geltend machen. Eine wirkliche Lösung des Konflikts ist nicht ohne Kompromisse auf allen Seiten denkbar. 

Einigung noch nicht in Sicht 

Der jüngste Tarifkonflikt zwischen der EVG, GDL und der Deutschen Bahn zeigt, dass eine Einigung und somit ein Ende der Streiks noch nicht in Sicht ist.  

Die Fronten zwischen den Gewerkschaften und der Bahn sind nach wie vor verhärtet. Weder die EVG noch die GDL zeigen Kompromissbereitschaft bei ihren Forderungen nach mehr Lohn, besseren Arbeitszeiten und mehr Mitbestimmung. Auch die Deutsche Bahn lehnt derzeit Zugeständnisse in diesen Punkten kategorisch ab.   

Experten rechnen daher damit, dass es in nächster Zeit erneut zu Arbeitsniederlegungen und Streiks im Personen- und Güterverkehr kommen wird. Weitere Tarifverhandlungen sind zwar angesetzt, eine Annäherung der Positionen ist aber nicht zu erwarten. 

Nach aktuellem Stand ist der nächste Streik am 24.01.2024 bis zum 29.01.2024.

Für Bahnreisende und Pendler bedeutet dies, dass sie auch in Zukunft mit massiven Einschränkungen, Zugausfällen und Verspätungen rechnen müssen. Die Gewerkschaften haben bereits weitere Streiks angedroht für den Fall, dass die Bahn nicht auf ihre Forderungen eingeht.  

Eine verlässliche Bahnnutzung ohne Streikfolgen scheint bis auf weiteres nicht möglich zu sein. Die Fronten im Tarifkonflikt sind verhärtet und eine Einigung derzeit nicht in Sicht. 

Tipps für Bahnfahrer 

  • Informieren Sie sich vorab über mögliche Ausfälle und Verspätungen. Die Deutsche Bahn bietet verschiedene Informationskanäle wie die Webseite, App und soziale Medien. Achten Sie besonders auf Warnstreikankündigungen. 

  • Prüfen Sie rechtzeitig alternative Verkehrsmittel wie Fernbusse. Unternehmen wie FlixBus verkehren oft parallel zu Zugstrecken. Buche Sie gegebenenfalls eine flexible Fahrkarte. 

  • Lassen Sie sich Verspätungen bescheinigen. Ab 60 Minuten haben Sie Anspruch auf Entschädigung von 25% bis 50% des Fahrpreises. Reichen Sie die Verspätungsbescheinigung per Post oder online ein. 

  • Nutzen Sie die Zeit im stehenden oder langsam fahrenden Zug produktiv. Laden Sie Filme, Musik und E-Books für die Unterhaltung. Erledigen Sie kleinere Arbeiten mobil am Laptop oder Tablet, wenn eine Internetverbindung besteht. 

Berufe und Gehälter bei der Deutschen Bahn 

Die Deutsche Bahn bietet eine Vielzahl interessanter Jobs und Karrieremöglichkeiten. Hier ein Überblick über die wichtigsten Berufe, Gehälter und Einstiegschancen bei der Bahn: 

Lokführer 

Der Beruf des Lokführers ist einer der bekanntesten und angesehensten bei der Bahn. Lokführer sind verantwortlich für den sicheren und pünktlichen Betrieb der Züge. Das Gehalt für Lokführer liegt nach Angaben der GDL bei ca. 48.000 Euro brutto pro Jahr. Mit Berufserfahrung und Zulagen können bis zu 60.000 Euro erreicht werden.   

Zugbegleiter 

Zugbegleiter sind die Ansprechpartner für Fahrgäste während der Zugfahrt. Sie kontrollieren Fahrkarten, assistieren beim Ein- und Aussteigen und Sorgen für Sicherheit und Service an Bord. Einstiegsgehälter liegen bei ca. 33.000 Euro, erfahrene Zugbegleiter können über 40.000 Euro verdienen. 

Fahrdienstleiter 

Fahrdienstleiter organisieren und überwachen den Zugverkehr. Sie stellen die Weichen und geben die Abfahrt für Züge frei. Der Job setzt eine abgeschlossene Ausbildung voraus. Das Gehalt startet bei etwa 36.000 Euro jährlich. 

Kaufmännische Berufe 

In der Verwaltung der Bahn gibt es Stellen in Buchhaltung, Controlling, Marketing oder dem Personalwesen. Hier verdient man als Einsteiger ca. 33.000 Euro, mit mehr Erfahrung bis zu 50.000 Euro

Quereinstieg 

Die Bahn bietet auch Quereinsteigern gute Möglichkeiten. In vielen technischen und kaufmännischen Jobs werden keine speziellen Vorkenntnisse vorausgesetzt. Mit entsprechender Einarbeitung können Quereinsteiger voll durchstarten. 

Ausbildung 

Die Deutsche Bahn bildet in rund 50 Berufen aus, unter anderem als Lokführer, Mechatroniker, Elektroniker, Kaufmann oder Restaurantfachmann. Die Ausbildung dauert 2-3 Jahre. Ausbildungsvergütungen beginnen bei ca. 950 Euro im Monat. 

Fazit 

Die Bahn bietet stabile Arbeitsplätze in unterschiedlichen Bereichen von Logistik bis Gastronomie. Gute Verdienst- und Entwicklungsmöglichkeiten machen sie zu einem attraktiven Arbeitgeber. 

FAQ 

Wie hoch ist das Gehalt eines Lokführers bei der Deutschen Bahn?  

Lokführer verdienen bei der Deutschen Bahn nach Angaben der GDL durchschnittlich etwa 48.000 Euro brutto pro Jahr. Mit Berufserfahrung und Zulagen können Lokführer bis zu 60.000 Euro jährlich erreichen. 

Bietet die Deutsche Bahn Ausbildungsplätze an? 

Ja, die Deutsche Bahn bildet in rund 50 Berufen aus, darunter Lokführer, Mechatroniker, Elektroniker, Kaufleute und Restaurantfachleute. Die Ausbildungen dauern in der Regel 2-3 Jahre. Ausbildungsvergütungen beginnen bei circa 950 Euro im Monat. 

Wie sieht es mit Karrierechancen für Quereinsteiger bei der Bahn aus? 

Quereinsteiger haben gute Chancen auf eine Karriere bei der Deutschen Bahn. In vielen technischen und kaufmännischen Berufen werden keine spezifischen Vorkenntnisse vorausgesetzt. Mit entsprechender Einarbeitung können Quereinsteiger voll durchstarten. 

Gibt es eine Reform, um die Streiks bei der Bahn einzudämmen? 

Es gibt politische Vorschläge, um die Zahl der Streiks bei der Bahn zu reduzieren, beispielsweise durch längere Ankündigungsfristen oder eine teilweise Privatisierung. Ob solche Reformen die Streiks tatsächlich eindämmen können, ist jedoch umstritten. Gewerkschaften könnten ihren Einfluss auch bei neuen Regeln geltend machen. 

Wann ist mit einem Ende der Streiks bei der Bahn zu rechnen? 

Eine Einigung im Tarifkonflikt zwischen EVG, GDL und Deutscher Bahn ist derzeit nicht in Sicht. Weitere Streiks sind daher wahrscheinlich. Reisende müssen auch in Zukunft mit Einschränkungen, Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Eine verlässliche Bahnnutzung ohne Streikfolgen scheint bis auf weiteres nicht möglich.