Frauenfreundliche Stellenanzeigen: So sprechen Sie alle Geschlechter an

Als Arbeitgeber sollten Sie nie die Macht von Worten unterschätzen. Jede Formulierung hat die Kraft, bestimmte Personengruppen anzuziehen oder auszuschließen. Das gilt auch für die Sprache in Stellenanzeigen. Stellenanzeigen sind oft der erste Berührungspunkt zwischen einem Unternehmen und potenziellen Bewerbern und die darin verwendeten Ausdrücke haben erheblichen Einfluss darauf, ob Talente eine Bewerbung abschicken oder nicht. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es so genannte Gendercodes gibt, die vor allem Männer anziehen. Finden sich diese verstärkt in Stellenanzeigen, schrecken sie andere Geschlechter ab. Wie können Sie das vermeiden? Das erfahren Sie in diesem Artikel.

Artikel vom 17. Juni 2024

Gendercodes in Stellenanzeigen

Was sind Gendercodes?

Definition: Gendercodes sind spezifische Formulierungen, die ein bestimmtes Geschlecht stärker ansprechen. In Stellenanzeigen werden etwa Worte wie „durchsetzungsstark“, „kämpferisch“ oder „führungsstark“ als eher maskulin wahrgenommen - Sie beschreiben Eigenschaften, die traditionell mit Männlichkeit in Verbindung gebracht werden. Auf der anderen Seite werden Begriffe wie „unterstützend“, „empathisch“ oder „pflegend“ oft eher als feminin wahrgenommen, da sie Eigenschaften beschreiben, die eher mit Frauen assoziiert werden.

Eine Studie der Universität Duisburg-Essen fand heraus, dass Stellenanzeigen, die stark maskulin kodiert sind, tendenziell weniger Bewerbungen von Frauen erhalten. Umgekehrt können stark feminin kodierte Anzeigen weniger Bewerbungen von Männern anziehen.
Zudem haben Untersuchungen in den USA gezeigt, dass neutral gehaltene Jobbeschreibungen zu einem ausgewogeneren Bewerberfeld führen. Die untersuchten Stellenanzeigen vermieden geschlechtsspezifische Pronomen und die darin enthaltenen Adjektive und Verben waren so ausgewählt, dass sie kein Geschlecht spezifisch ansprachen.

Rechtliche Rahmenbedingungen zur Geschlechtergerechtigkeit in der Arbeitswelt
Um eine inklusive Arbeitsumgebung zu fördern, ist es also wichtig, sich dieser subtilen Sprachnuancen bewusst zu sein und geschlechtsneutrale Formulierungen zu verwenden, die alle Bewerber gleichermaßen ansprechen. 
Übrigens: Damit stehen Sie auch rechtlich auf der sicheren Seite. In vielen Ländern sind die juristischen Rahmenbedingungen nämlich darauf ausgerichtet, Geschlechterdiskriminierung am Arbeitsplatz zu verhindern und Gleichstellung zu fördern. In der Europäischen Union zum Beispiel schreibt die Richtlinie 2006/54/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vor, dass eine Ungleichbehandlung aufgrund des Geschlechts in der Arbeitswelt verboten ist. Diese Regelungen verlangen von Arbeitgebern, Diskriminierung in Stellenausschreibungen zu vermeiden.

In Deutschland fordert das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ebenfalls, dass alle Stellenanzeigen geschlechtsneutral formuliert sein müssen. Dies bedeutet, dass diese so gestaltet sein sollten, dass sie keine bevorzugte Behandlung oder Benachteiligung eines Geschlechts erkennen lassen. Trotz dieser gesetzlichen Anforderungen finden sich jedoch weiterhin Gendercodes in Stellenanzeigen – in der Regel aus Unwissenheit der Arbeitgeber. 

Beispiele für Gendercodes und Formulierungsalternativen

Hier ist eine Tabelle mit Beispielen für häufig verwendete Gendercodes und Vorschläge, wie man diese durch geschlechtsneutrale Alternativen ersetzen kann:

Gendercode (maskulin)

Neutrale Alternative

Gendercode (feminin)

Neutrale Alternative

durchsetzungsstark

entscheidungsfreudig

fürsorglich

unterstützend

kämpferisch

zielorientiert

einfühlsam

verständnisvoll

führungsstark

leitend

kooperativ

teamorientiert

technikaffin

technisch versiert

kommunikativ

gut in Kommunikation

entscheidungsstark

entscheidungskompetent

hilfsbereit

serviceorientiert

risikofreudig

innovativ

pflegend

betreuend

Diese alternativen Formulierungen helfen, die Sprache der Stellenanzeigen inklusiver zu gestalten. Sie vermeiden es, Stereotype zu verstärken und ermutigen ein breiteres Spektrum an Bewerbern, unabhängig von ihrem Geschlecht, sich zu bewerben. Dadurch können Unternehmen ein diverseres Bewerberfeld anziehen und letztendlich ihre Chancen verbessern, die besten Talente zu gewinnen.

Laut einer Auswertung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes sind nur rund 10% der Stellenanzeigen im Jobtitel geschlechtsneutral formuliert. Nur 0,2% nutzen einen Gendergap oder Genderstern, um alle Geschlechter anzusprechen

Tipps für Unternehmen, wie sie bewusst inklusive Stellenanzeigen schreiben können

Soweit die Theorie. Aber wie verankern Sie dieses Wissen in der Praxis? Durch die Umsetzung der folgenden Strategien können Arbeitgeber ein positiveres und inklusiveres Unternehmensimage schaffen, das top Talente aus allen Lebensbereichen anzieht:

  • Formulierung einer klaren Richtlinie: Unternehmen sollten Richtlinien entwickeln, die festlegen, wie Stellenanzeigen formuliert werden müssen, um Geschlechtergerechtigkeit zu gewährleisten.
  • Inklusives Feedback einholen: Bevor eine Stellenanzeige veröffentlicht wird, sollte sie von Personen verschiedener Geschlechter gelesen und überprüft werden. Dies kann helfen, unbewusste Vorurteile zu identifizieren und zu korrigieren.
  • Fokus auf Qualifikationen und Fähigkeiten: Konzentrieren Sie sich in der Anzeige auf die benötigten Qualifikationen und Fähigkeiten, anstatt auf persönliche Eigenschaften, die geschlechtsspezifische Vorurteile hervorrufen könnten.
  • Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Praktiken: Rekrutierungspraktiken und die Sprache in Stellenanzeigen sollten regelmäßig überprüft und aktualisiert werden, um sicherzustellen, dass sie den neuesten Standards der Geschlechtergerechtigkeit entsprechen.
  • Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse.

Fazit

Wir haben gesehen: Gendercodes in Stellenanzeigen haben tiefgreifende Auswirkungen. Es ist daher essenziell, dass Firmen ihre Stellenanzeigen kritisch überprüfen und bewusst gestalten. Wir hoffen, wir konnten Ihnen mit unseren Tipps den Weg für eine diskriminierungsfreiere Unternehmenskultur ebnen.