Gehaltstransparenz in Stellenanzeigen

Das Thema Gehaltstransparenz rückt zunehmend in den Fokus. Der Europäische Gerichtshof hat jüngst ein Urteil gefällt, das Arbeitgeber dazu verpflichtet, offener mit dem Thema Einkommen umzugehen. Am besten schon in Stellenanzeigen. Was steht konkret in dem Gesetz? Welche Hintergründe hat es? Das erfahren Sie in diesem Artikel.

Artikel vom 8. August 2023

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Definition und Bedeutung von Gehaltstransparenz 

Gehaltstransparenz – darunter ist die Offenheit und Zugänglichkeit von Informationen in Sachen Einkommen und Gehalt innerhalb eines Unternehmens oder einer Organisation zu verstehen. Warum ist das Thema so bedeutsam? Das liegt auf der Hand: Transparenz erhöht die Vergleichbarkeit. Wenn Arbeitnehmer*innen wissen, was der oder die Kolleg*in am Nachbartisch verdient, erhalten Sie einen Einblick, wie fair ihr Arbeitgeber vergütet.  

Darüber hinaus trägt ein Plus an Gehaltstransparenz dazu bei, das Vertrauen und die Zufriedenheit unter den Mitarbeiter*innen zu fördern: Sie haben das Gefühl, gerecht behandelt zu werden. Das kann die Mitarbeitermotivation und das Engagement entscheidend verbessern. 

Viele Arbeitgeber verhalten sich zögerlich 

Trotz seiner offensichtlichen Vorteile gehört das Thema Gehaltstransparenz nicht gerade zur Paradedisziplin vieler Arbeitgeber. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Einige Arbeitgeber fürchten, dass die Offenlegung von Gehaltsinformationen zu Konflikten unter den Mitarbeiter*innen führt. Und zwar vor allem dann, wenn es erhebliche Gehaltsunterschiede gibt. Das dürfte Neid und Unzufriedenheit schüren, worunter die Arbeitsmoral und die Produktivität schnell leiden können.  

Es gibt noch einen weiteren Punkt, der aus Arbeitgebersicht gegen mehr Gehaltstransparenz spricht. So mancher Entscheidungsträger fürchtet, dass seine Verhandlungsposition gegenüber zukünftigen Mitarbeiter*innen geschwächt werden könnte. Der Hintergedanke: Wenn Gehälter und Gehaltsstrukturen geheim gehalten werden, haben Arbeitgeber mehr Spielraum bei Gehaltsverhandlungen. Sie können Löhne deutlich niedriger ansetzen und so neue Talente günstiger anheuern.  

Entgelttransparenzgesetz: Das galt bisher 

Diese Zurückhaltung von Arbeitgeberseite ist dem Gesetzgeber allerdings schon lange ein Dorn im Auge. Vor allem deshalb, weil Frauen für dieselbe oder gleichwertige Arbeit nach wie vor im Schnitt bis zu 7 Prozent weniger verdienen als Männer. Zu diesem Ergebnis kommen aktuelle Erhebungen des Statistischen Bundesamtes. Für dieses Phänomen gibt es sogar einen eigenen Namen: Gender Pay Gap. 

Untersuchungen haben gezeigt, dass der Gender Pay Gap nicht nur extrem unfair ist. Eine Verringerung könnte auch das Wirtschaftswachstum ankurbeln, da mehr Frauen mit jungen Kindern motivierter wären, in den Arbeitsmarkt einzutreten und ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Darüber hinaus kann die Verringerung des Gender Pay Gaps dazu beitragen, Armut zu verringern und das Wohlergehen von Frauen und ihren Familien zu verbessern.  

Entgelttransparenzgesetz - kaum Erfolge seit 2017 

2017 trat zwar das Entgelttransparenzgesetz in Kraft, das darauf abzielt, die Gleichstellung von Frauen und Männern in Bezug auf das Gehalt zu fördern. Dennoch ist die Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern ein beständiges Problem geblieben. Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten ihren Mitarbeiter*innen auf Anfrage Auskunft über das durchschnittliche Gehalt von Kollegen des anderen Geschlechts in vergleichbaren Positionen geben müssen.  

Ziel ist es, Diskriminierung aufzuzeigen und Entgeltungleichheit aufgrund des Geschlechts zu bekämpfen. Zusätzlich fordert das Gesetz Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten dazu auf, regelmäßige Prüfverfahren zur Überprüfung und Sicherstellung der Entgeltgleichheit durchzuführen.  

 

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Verschärfung der bisher geltenden Gesetzgebung 

Doch das reichte offensichtlich nicht aus, um die bestehenden Lohnungleichheiten zwischen Männern und Frauen zu bereinigen. Daher hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) jüngst noch einmal nachgeschärft und eine neue Richtlinie zur Gehaltstransparenz verabschiedet.  

Diese sieht zum Beispiel diese Punkte vor:  

  • Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten müssen jährlich ihr geschlechtsspezifisches Lohngefälle offenlegen.  
  • Für eine Unternehmensgröße bis zu 100 Mitarbeitenden ist eine dreijährige Frequenz vorgeschrieben.  
  • Bei unter 100 Beschäftigten ist die Meldung freiwillig.  
  • Beträgt das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen in einem Unternehmen fünf Prozent oder mehr, müssen diese Unterschiede begründet werden.  
  • Kann ein Arbeitgeber keine vom Geschlecht unabhängigen und objektiven Gründe für ein bestehendes Lohnungleichgewicht nennen, müssen Schritte erarbeitet und umgesetzt werden, um dieses zu beseitigen. Ansonsten drohen Sanktionen. 

Auswirkungen der neuen Richtlinie auf das Recruiting 

Auch auf das Recruiting hat die neue Richtlinie Einfluss: Jobsuchende haben das Recht, die Gehaltsspanne der Position zu erfahren, auf die sie sich bewerben. Am besten bereits in der Stellenausschreibung oder spätestens vor dem Vorstellungsgespräch.  

Wir empfehlen: Nennen Sie das zu erwartende Gehalt am besten schon in der Stellenanzeige. Denn:  

  • Studien von Stepstone zeigen, dass Stellenausschreibungen mit der Angabe einer Gehaltsspanne zu 30 Prozent häufiger geklickt werden.  
  • Außerdem führt die damit einhergehende Transparenz nachweislich dazu, dass sich potenzielle Kandidat*innen häufiger bewerben. 

Wenn das keine guten Argumente sind! 

Unser Fazit 

Abschließend lässt sich festhalten: Gehaltstransparenz ist mehr als nur eine progressive Personalpolitik - sie ist ein wirkungsvolles Werkzeug, um Diskriminierung abzubauen, Gerechtigkeit am Arbeitsplatz zu fördern und die Effektivität von Rekrutierungsstrategien zu verbessern. Die Offenlegung von Gehaltsinformationen schon in der Stellenanzeige kann dazu beitragen, potenzielle Bewerber anzulocken und das richtige Talent für die richtige Position zu gewinnen.  

Eine transparente Gehaltspolitik schafft ein Gefühl von Fairness und Vertrauen unter den Mitarbeitern, das sich letztlich positiv auf die Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit auswirkt. Und das von Anfang an. Es ist also an der Zeit, das Paradigma zu wechseln und Gehaltstransparenz als wichtigen Bestandteil einer nachhaltigen Personalstrategie zu betrachten. Seien Sie transparent, seien Sie fair und nutzen Sie die Vorteile, die Gehaltstransparenz für Ihr Unternehmen, Ihre Mitarbeiter und potenzielle Bewerber mit sich bringt.  

Wir finden: Die Zukunft der Arbeit ist transparent, und sie beginnt jetzt.